DER ERSTE DAMENFUSSBALL-CLUB

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«Wir trainierten im Leichtathletik-Klub Zürich und sahen jeweils die verschiedenen Herren des Fussballklubs Zürich. Da wollten wir auch Fussball spielen. Am 21. Februar 1968 gründeten wir zu fünft oder zu sechst den Damenfussballklub. Dann ging es los: Wir hatten keine Gegner, es gab ja keine anderen Fussballklubs für Damen. Irgendwann jedenfalls machte jemand eine Anzeige in einer welschen Zeitung, im Juli 1968. Daraufhin bekamen wir den Kontakt zur Familie Boll in Sion. Als wir dann Matches spielen wollten, mussten wir entweder nach Sion, oder Sion kam zu uns. Im ersten Jahr machten wir vielleicht drei oder vier Spiele.» 

So beschreibt Ursula Moser die Gründung des ersten Damenfussballclubs der Schweiz: Dem DFC Zürich. In der Leichtathletik oder im Tennis waren Frauen als aktive Sportlerinnen bereits akzeptiert – ganz im Gegensatz zum Fussball, der bis in die 1970er-Jahre hinein eine Männersache blieb. Ursula Moser wurde erste Präsidentin des DFCZ, bei dem auch ihre jüngere Schwester Trudy mitspielte. Als Vereinszweck wurde in den Gründungsstatuten unter anderem «die Förderung des Damenfussballsportes durch Zusammenschluss aller aktiven Damenfussballerinnen» genannt.

Vielleicht waren sich die Moser-Schwestern damals gar nicht bewusst, dass sie Pionierinnen waren. Für sie war es einfach «normal», Fussball zu spielen. Warum auch sollte der Fussballsport nur von Männern ausgeübt werden? Dem neuen Damenfussballclub folgten jedenfalls schon bald Nachahmer in der Stadt Zürich: Sparta Zürich (später Young Fellows), Wald, Seebach, Albisrieden, Blue Stars. Mehr aktive Fussballerinnen bedeutete aber nicht unbedingt mehr gesellschaftliche Akzeptanz für den Frauenfussball. Die Pionierinnen mussten sich gegen Vorurteile und Widerstände behaupten. Trotzdem bekamen die Fussball spielenden Mädchen in den ersten Jahren viel Aufmerksamkeit: Hunderte von Zuschauern interessierten sich für ihre Spiele und verschiedene Zeitungen und sogar das Schweizer Fernsehen berichteten, wenn auch mit einem aus heutiger Sicht gewöhnungsbedürftigen Interview. Der Beitrag vom 17.6.1968 aus der Sendung Antenne lief unter dem Titel «Vor Torjägerinnnen wird gewarnt» (Quelle: SRF Archiv).


Nach etlichen Diskussionen, Aussprachen und Konferenzen wurden auch Damenteams im nationalen Verband aufgenommen. In drei regionalen Gruppen à 18 Mannschaften fand in der Saison 1970/1971 die erste offizielle Damenfussball-Meisterschaft statt, mit dabei war auch der DFC Zürich.

Die Anfänge des Schweizer Frauenfussballs sind im Detail schlecht dokumentiert und kaum erforscht. Gespielt wurde bereits Mitte der 1960er-Jahre, allerdings nicht in Vereinen organisiert. Es gibt auch Missverständnisse über anfängliche Entwicklungen: Ein Mythos, der sich hartnäckig hält, ist, dass sich der Damenfussball-Club Zürich alsbald Edi Nägelis FC Zürich anschloss und der FCZ so als erstes Team schweizweit eine Frauenabteilung hatte. Neue Recherchen zeigen, dass diese Pionierrolle eher dem FC Blue Stars zukommt. Mehr dazu lesen sie im Teil zwei über die ersten Jahre des DFC Zürich und in den Erinnerungen des langjährigen Trainers und Präsidenten Helmar Bauer.

Sport, 23.2.1968

Sport, 23.2.1968