Gender Pay Gap im Fussball

Luca Stoppa

 

Unter dem Begriff Gender Pay Gap wird ein signifikanter Unterschied der Einkommen zwischen den beiden Geschlechtern verstanden. In kaum einem anderen Wirtschaftssektor ist dieser so krass wie im Fussball: Der Versuch einer Problemerfassung.

 

Den Umstand schilderte eine Schweizer Profifussballerin auf einem Podium 2019 folgendermassen: «Obwohl ich zig mal Schweizer Meisterin wurde, daher oft schon an der Champions League teilnahm, verdiene ich einen Bruchteil im Vergleich zu meinem Freund, der zwar ein Super League Spieler ist, jedoch keine Titel oder internationale Erfahrung vorzuweisen hat.» Ein solch eklatanter Unterschied bringt eine Gesellschaft, welche auf einem Leistungsprinzip und der Vergütung von Erfolg beruht, in Schwierigkeiten.

 

Häufig wird ökonomisch argumentiert: Die Märkte von Fussballspielerinnen und Fussballspielern existieren völlig getrennt voneinander. Das wird auch von Spielerinnen in Bezug auf den Sport selbst immer wieder bestätigt. Frauenfussball zieht deutlich weniger Matchbesucherinnen und -besucher an. Somit ist der Nutzen für den Verein, kleiner, was sich in einem tieferen Lohn äussert. Eine wichtige Einnahmequelle im Fussball sind die TV-Übertragungsrechte, die von den Sendern beim Frauenfussball viel tiefer gewertet werden, als diejenigen der Männer. Somit würde eine höhere mediale Beachtung ein grösseres Interesse auslösen, was sich wiederum auf die Sponsoren- und Werbeeinahmen auswirkt und damit auf die Gehälter. Doch ist das wohl eine zu einseitige Betrachtungsweise. Ein Gegenargument dazu wäre: Eine bessere Entlöhnung hätte eine Professionalisierung zur Folge. Denn in der Schweiz sind nach wie vor alle Spielerinnen dazu gezwungen, einer Lohnarbeit nachzugehen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können oder sie studieren, um nach ihrer Profikarriere eine solide Ausbildung vorweisen zu können. Dies ist — nur als Randbemerkung — auch ein Vorteil: Wie viele Fussballer enden nach einigen Jahren in einem Profiverein beim FC Arbeitslos? Die Professionalisierung des Frauenfussballs würde das sportliche Niveau weiter erhöhen, was zu einem grösseren Interesse der relevanten Akteure am Frauenfussball führen würde. Doch dazu sind höhere Investitionen nötig. Doch sind dies bis zu einem gewissen Grad alles Sandkastenspiele, die Realität sieht heute noch anders aus.

 

Bleibt man bei der wirtschaftlichen Argumentation stehen, ist die Debatte beendet, bestimmen die Sachzwänge das Geschehen. Grundsätzlich muss sich eine Gesellschaft aber fragen, ob sie derartige Zustände aufrechterhalten will, oder ob ein anderer Fussball und ein anderer Verteilschlüssel der Gelder möglich sind.

 

Mit einem starken Beispiel ging der norwegische Verband 2017 voran, als er entschied, allen Spielerinnen und Spielern den gleichen Jahreslohn zu bezahlen. Der Verband sah dies als Investition in die Zukunft. 2019 zog der australische Verband nach. Bis sicher 2023 gehen 24 Prozent der Einnahmen des Verbandes zu gleichen Teilen an die Männer und an die Frauen.

 

 

 

 

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