Das Mediendefizit im Frauenfussball


Das Mediendefizit im Frauenfussball


Gastbeitrag von Simea Rüegg

Der (Schweizer) Frauenfussball ist in den Medien nicht sonderlich präsent. Jüngst zeigt das die Verleihung „The Best FIFA Football Awards“, bei der die besten Spieler:innen, Trainer:innen und Goalies der Fussballwelt ausgezeichnet werden. Die anschliessende Berichterstattung belegt bestehende journalistische Defizite im Frauenfussball. Wobei diese den Sport explizit an der Entwicklung hindern.

 

Dünne Berichterstattung


„Lewandowski ist erneut Weltfussballer des Jahres“, „Ronaldo stiehlt Lewandowski die Show!“ oder „Vor Messi und Salah – Lewandowski verteidigt Titel und ist Weltfussballer 2021“. Die Schlagzeilen von SRF, Blick und 20Minuten verdeutlichen, dass die Männer im Scheinwerferlicht stehen. Der beste Trainer, der beste Spieler und der beste Torhüter, sie machen den Inhalt der Artikel aus. Die beste Trainerin, die beste Spielerin und die beste Torhüterin bleiben mit zwei Sätzen im Dunkeln. Dies, obwohl bei den FIFA Awards beide Geschlechter gleichwertig ausgezeichnet werden.


  Robert Lewandowski und Alexia Putellas, Sieger und Siegerin. (kicker.de / youtube.com)

 

Dieser Zustand zieht sich konstant durch die Schweizer Medienlandschaft. Dabei sind die FIFA Awards nur die Spitze des Eisbergs, denn Presseberichte über den Frauenfussball sind äusserst selten und kurz. Selbst herausragende Ereignisse wie der Champions League-Gewinn einer Schweizerin und das CL-Spiel von Servette werden zu Ein-Satz-Artikeln. Im Kontrast dazu nehmen Alltagsmeldungen doppelt so viel Platz ein: „Corona-Fall beim DFB“. Dazu überträgt das SRF pro Saison lediglich neun Spiele der höchsten Frauenliga.

Dieser Teufelskreis erschwert die Entwicklung (de.123rf.com)

Ein Teufelskreis

Gravierend ist dieses mediale Schattendasein des hiesigen Frauenfussballs, weil Entwicklungen im Sport dringend nötig sind. Das Ziel ist Geld, welches Infrastruktur, Löhne, ein Profidasein und damit schliesslich ein höheres Niveau bringen würde. Und: die Medien spielen darin eine wichtige Rolle.

 

Trotzdem lässt sich das Schweizer Mediendefizit etwas erklären: Es herrscht ein Teufelskreis zwischen Sponsoren, Medien und Aufmerksamkeit (siehe unten). Jeder ist auf den anderen angewiesen. Sponsoren investieren, wenn ihre Werbung gezeigt wird. Medien berichten, wenn es Interessierte gibt. Gleichzeigtig gilt: Interessierte erfahren über die Medien, die Medien brauchen aber Geld der Sponsoren.

Erlösung und Durchbruch brachte die AXA, als sie im September 2020 Ligasponsor wurde. Mit dem Geld kam der Kreislauf in Bewegung. Die Presse berichtet mehr und profitiert mit den Fans von gegenseitigem Interesse. Nun, diese Änderung kommt langsam, aber kontinuierlich. In Zukunft freuen wir uns also über mehr Spielübertragungen und Zeitungsartikel.

 

Es funktioniert

In England ist der Teufelskreis durchbrochen und kein Problem mehr. Dort ist genug Geld vorhanden, sodass Medien, Sponsoren und Fans sich gegenseitig helfen. Daraus resultieren Profidasein, viele Fans, ein hohes Niveau, mediale Berichterstattung und fortlaufendes Sponsoreninvestment. Letztendlich lassen diese Aspekte die britische Presse das Scheinwerferlicht auf die gesamte Bühne werfen: „Robert Lewandowski named top men's player; Alexia Putellas wins women's honor“.

Simea Rüegg schliesst im Sommer 2022 die Matura ab und fokussiert sich danach auf eine Ausbildung im Sportjournalismus. Sprache(n) in all ihren Facetten, das begeistert sie seit ihrer Kindheit. Ihr Herz schlägt für (Frauen)-Fussball, seit 2014 ist sie selbst aktive Spielerin. Im Rahmen ihrer Maturaarbeit entstand ein Blog: https://fif-a.blog