Lesbendiskriminierung im FC

Ein Gastbeitrag der Gosteli-Stiftung

In diesem Sommer feierte die ganze Schweiz die Fussballerinnen der Frauen-Nationalmannschaft. Eine solche kollektive Begeisterung und so viel Beachtung: Noch bis vor nicht allzu langer Zeit wäre das undenkbar gewesen – die Leistungen der Frauen interessierten kaum. Und mediale Aufmerksamkeit gab es kaum, oder wenn, dann nur zweifelhafte. Das illustriert ein Skandal von 1994, der nur dank der unermüdlichen Aufklärungsarbeit der Lesbenorganisation LOS ins richtige Licht gerückt worden ist.

1994 löste der Vorstand des Fussballclubs Wettswil-Bonstetten das Frauenteam auf. Das, nachdem bekannt geworden war, dass einige Spielerinnen lesbisch waren. Der Club würde ausgenutzt für das «Ausleben abnormaler Veranlagungen» und die Lesben könnten die Juniorinnen mit Homosexualität «anstecken» – so die Argumente des Vorstands. Die Frauen des Fussballclubs gingen an die Öffentlichkeit – und die Tageszeitung «Blick» titelte mit der Schlagzeile «Sex-Skandal».

Blick, 2. April 1994

Die Fussballerinnen, Lesben wie Hetera, stellten sich dezidiert dagegen und traten solidarisch nach aussen auf. Mithilfe der LOS konnte die Berichterstattung dazu umgepolt werden, was es wirklich war: ein Diskriminierungsskandal.

SRF, 1994 Im Club wurde heftig debattiert.

Die LOS setzte sich bei vielen medialen Auftritten für die Fussballerinnen ein, zum Beispiel in der SRF-Sendung «Club» von 1994, und musste dabei erklären, dass «lesbisch sein» nicht ansteckend sei … Der Regionalverband annullierte später die Auflösung. Und das Interesse am Frauenfussball legte sich wieder.

Am 11. Juli 2023 schrieb der FC Wettswil-Bonstetten auf seiner Website, er starte eine Mädchen-Trainingsgruppe: «Der FC Wettswil-Bonstetten sucht fussballbegeisterte Girls der Jahrgänge 2012 bis 2016. Die Trainingsgruppe MoosKicker-Girls startet im September.»


Über die diskriminierende Begründung für die Auflösung des Frauenteams wurde auch im SF berichtet. (SF Quer SF Quer «Skandal um angeblich lesbische Fusballerinnen» , 1994)»

Dieser Blogbeitrag ist aus dem Projekt @zusammenfrauen entstanden, welches Erfolgsgeschichten der schweizerischen Frauenbewegung erzählt und von der Gosteli-Stiftung – Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung initiiert wurde. Besuche @zusammenfrauen auf Instagram oder auf www.zusammenfrauen.ch.

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